Mit ihren mehr oder weniger dicken Umschlägen voller Geldscheine hat die schrecklich nette Familie Bettencourt die Regierung in Bedrängnis gebracht. Bislang lebten die Erben der L'Oréal Dynastie weitgehend im verborgenen, doch das hat sich durch die jüngsten Skandale gründlich geändert.
Die Affäre kam durch einen Entmündigungsprozess der Tochter Francoise gegen die 87-Jährige Mutter Liliane Bettencourt ins Rollen. Fast eine Milliarde Euro hatte die alte Damen einem Fotographen vermacht, der bereits in der Vergangenheit enge Beziehungen zu einsamen älteren Menschen mit einigen Milliönchen auf dem Konto gepflegt hatte. Für die ältere Dame war dies jedoch nur eine kleinere Aufmerksamkeit, schließlich steht die Erbin mit ihrem Vermögen von etwa 20 Milliarden Dollar an der 17. Stelle der reichsten Menschen der Welt. Um ihre Umnachtung zu beweisen, hatte der ehemalige Butler heimlich sämtliche Gespräche in der Wohnung der Erbin aufgezeichnet, darunter Unterhaltungen über Geldgeschenke an Politiker, Schwarzgeldkonten und illegale Steuersparmodelle. Ob die Tochter ihre Mutter heimlich belauschen liess, ist offen. Die Bänder landeten bei der Polizei, durch Zeugenaussagen einer Buchhalterin kamen Sarkozy und andere rechte Politiker ins Zwielicht.
Schon immer pflegten die Konzerngründer enge Bande zur Politik und waren dabei nicht immer zimperlich. Der Unternehmensgründer Eugène Schueller stand während der Besatzung dem rechten Rassemblement national populaire nah und verfasste glühende Schriften über die von ihm bewunderten Nazis. Er verkehrte mit der Cagoule, einer rechten Gruppierung, die auch Terroranschläge ausführte (Bekanntestes Mitglied: Francois Mitterand, der auch erst später zur Resistance fand). Erst gegen Ende der Besatzung nähert sich Schueller der Resistance an.
Das Geschäft litt kaum unter den politischen Wirren. 1907 hatte Schueller, der es als Sohn eines Bäckers zum Chemieingenieur gebracht hatte, die Firma "l'Auréale" zur Vermarktung eines von ihm patentierten Haarfärbemittels gegründet. Das Unternehmen florierte, denn der Mann aus einfachen Verhältnissen besaß Geschäftssinn. Nach dem Krieg brachte er seine Freunde von früher unter, auch André Bettencourt und Francois Mitterrand. Ersterer wird später sein Schwiegersohn, der auch den weiteren rasanten Aufstieg des Unternehmens begründet. Heute hat die Kosmetikfirma einen Börsenwert zwischen 50 und 60 Milliarden Euro. Auch André Bettencourt ging in die Politik, außerdem empfing er in seinem Haus regelmäßig Präsidenten, Minister und Abgeordnete. Für die gab es regelmäßig einen dicken Umschlag für die Kampagne. Nach seinem Tod im Jahr 2007 setzte seine Gattin die Tradition offenbar fort. Auch Nicolas Sarkozy soll nach Aussagen einer früheren Buchhalterin 2007 Schwarzgeld von der L'Oréal-Dynastie erhalten haben. Ob nach den Enthüllungen jedoch auch ermittelt wird, muss sich noch zeigen.