Mittwoch, 9. Juni 2010

Jérôme Kerviel - Der Prozess

Als die Affäre Kerviel bekannt wurde, galt der französische Trader als eine Art Robin Hood, der es den Banken gezeigt hat. Doch die Wirklichkeit ist vielschichtiger. Wurde der junge Mann Opfer eines perversen Systems der Gier oder wurde die Bank Société générale Opfer eines gierigen Bankers? Das soll der Prozess klären, der gerade begonnen hat. Einblicke in die Welt der Handelsräume gibt im Vorfeld die gerade veröffentlichte Biographie des 33-Jährigen.
Er war ein Einzelgänger im schillernden Milieu der Börsenhändler. Ganz anders als viele seiner Kollegen, die elitäre Grand Écoles besucht hatten, kam er nicht mit dem "silbernen Löffel" zur Welt. Als Sohn eines Berufsschullehrers und einer Frisörin wuchs er in eher bescheidenen Verhältnissen in einem kleinen bretonischen Dorf auf. Statt in einer der berühmten Kaderschmieden, studierte er in Quimper, Nantes und Lyon - an Universitäten, die in Frankreich gerade einmal das Türchen zum Back-Office der begehrten Handelsräume öffnen. So auch für Jérôme Kerviel. Durch exzessiven Fleiß hatte er sich nach einigen Jahren dennoch zum Trader hochgearbeitet. Und spielte mit immer größeren Summen. So lange das gigantische Gewinne einbrachte, hatte niemand etwas daran auszusetzen. Als sich ein Milliardenverlust abzeichnete, schritt die Bank ein. Das Gericht wird nun klären müssen, ob der Trader tatsächlich heimlich und aus Eigennutz betrügerisch seine Operationen verschleiert hat. Er hingegen behauptet, dass die Bank sehr wohl informiert war und das Vorgehen geduldet hat. Zwei der berühmtesten französischen Staranwälte - Olivier Metzner und Jean Veil - treten in dem Prozess gegeneinander an.

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