Donnerstag, 31. Dezember 2009

Champagner für alle!

Das perlende Getränk aus der Champagne fehlt in Frankreich auf keiner Festtafel. Doch weltweit geht der Absatz wegen der Wirtschaftskrise zurück. So sind die Champagner-Produzenten in diesem Jahr gar nicht in Feierlaune. 2009 werden wohl nur 280 Millionen Korken weltweit knallen, 2008 waren es noch über 323 Millionen! Vor allem die sonst so durstigen Russen sparen, ebenso wie die Amerikaner. Wenn sich dies fortsetzt, dürfte neben dem "Butterberg" bald ein Champagnerberg aufgetürmt werden. Angeblich sollen 1,2 Milliarden Flaschen in den Lagern auf bessere Zeiten warten.
Keine Krise dagegen melden die Produzenten von BIO-CHAMPAGNER. Im Jahr 2008 wurde erstmalig über eine Million Flaschen verkauft. Na dann ZUM WOHL.
Allen Leserinnen und Lesern ein glückliches, gesundes und erfolgreiches 2009!!!! BONNE ANNEE!!!!

Dienstag, 15. Dezember 2009

Paris Match spekulierte voreilig über Johnny Hallydays Ableben


Bei den meisten Zeitungen liegt mindestens ein Dutzend vorgeschriebener Nachrufe für Prominente bereit, die schwer krank oder hochbetagt sind. Peinlich ist, wenn jemand die falsche Taste drückt und den Betreffenden voreilig aus dem Leben befördert. Das ist der Illustrierten Paris Match gerade passiert, auf der Seite erschien ein Link "tout sur la mort de Johnny Hallyday", ausgerechnet an dem Tag, an dem der Sänger aus dem Koma erwachte.
Seit Tagen bangen seine Fans um das Leben des
Rocksängers. Wenige Tage nach einer Bandscheibenoperation war er nach Los Angeles geflogen, noch im Flugzeug verschlechterte sich sein Gesundheitszustand vermutlich wegen einer Infektion, die er sich im Pariser Krankenhaus zugezogen hatte. Die amerikanischen Ärzte tadelten den Pariser Operateur, dieser habe mit seinem Skalpell ein "Massaker angerichtet" und den Sänger zu früh entlassen. Nach einer Notoperation in den USA lag er einige Tage im künstlichen Koma und scheint nun auf dem Weg der Besserung zu sein.
Gerade war der Rocker auf Abschiedstournee, doch die nächsten geplanten Konzernttermine im Januar wird er wohl ausfallen lassen müssen. Johnny Hallyday machte seine Anfänge als Elvis-Interpret. Bei seiner ersten Fernsehsendung 1960 gab er sich noch als Amerikaner aus, später beichtet er öffentlich die Wahrheit, nämlich seine Geburt als uneheliches Kind in der Vorstadt Malesherbes in Paris. Schnell sammelte er eine große Fangemeinde, die er bei seinen Auftritten in Ekstase versetzte. Nach einem Freiluftkonzert am Place de la nation mit 150 000 Zuschauern, kam es 1960 zu Straßenschlachten, die Scheiben von Läden und Cafés gingen zu Bruch. Auch Johnny gab in seiner Jugend den harten Rocker und demolierte bei seinen Auftritten die Einrichtung und zerschmetterte seine Gitarre. Musikalisch folgt er den Trends, des Rock, Pop, Soul und Blues. Fast jährlich kam ein neues Album heraus, kaum ein Musiker hat so viele Konzerte gegeben,wie Johnny. Legendär ist natürlich auch sein wildes Leben, die zahlreichen Ehen, seine Exzesse. Als er vor einigen Jahren nach Gstaad in die Schweiz umzog, um Steuern zu sparen, trübte das die Begeisterung für den Musiker nur kurz. Seit seiner Erkrankung haben die Medien hysterisch jede Veränderung seines Gesundheitszustands verfolgt. Doch den größten Missgriff landete eindeutig Paris Match.

Foto: Frédéric Laridant/Wikipedia

Dienstag, 8. Dezember 2009

Medien in Algerien: Eingebetteter Journalismus

Nachrichten aus Algerien schaffen es in Deutschland nur selten in die Medien. Noch immer gilt das wunderschöne nordafrikanische Land hierzulande vor allem als Stätte des Terrors, auch wenn die blutigen Jahre schon ein Jahrzehnt zurück liegen. Ansonsten kommt das Land höchstens als Lagerstätte für riesige Erdgasvorkommen in der öffentlichen Diskussion vor.
Das versucht der Berliner Kulturverein Yedd zu ändern. Die Initiatoren Christine und Reda Belakhdar organisieren Lesungen, Ausstellungen und Vorträge, die ein differenziertes Bild des Landes vermitteln. Der Journalist Hakim Amara, langjähriger Mitarbeiter der Tageszeitung El-Watan hat in einem Vortrag über die Lage der Medien in Algerien berichtet.
Als in Europa der Eiserne Vorhang fiel, setzte auch in Algerien eine Periode der Reformen ein. Der Präsident Chadli Bendjedid gilt als der "Gorbatschov" Nordafrikas. Er hatte nach sozialen Unruhen in der Folge der Ölkrise Reformen versprochen und auch eine Liberalisierung des Mediensektors. Der Präsident forderte gar die Journalisten auf, neue Zeitungen zu gründen. Am 23. Februar 1990 wurde die Meinungsfreiheit in der Verfassung verankert. Einen Monat später veröffentlichte die Regierung ein Rundschreiben, das erklärte, wie Journalisten eine eigene Zeitung gründen können. Die Regierung förderte die neuen Medien auch finanziell. Sie stellte kostenlos Räume zur Verfügung, Beihilfe für den Druck und die Finanzierung des Lohns der Journalisten für drei Jahre. Zuerst wurde Alger républicain neugegründet, das Blatt war 1956 nach einem Staatsstreich geschlossen worden. Auch El Watan, der Indépendant und Le Soir gehörten zu den ersten Neugründungen. In den nächsten Monaten reichten die Druckkapazitäten kaum noch aus, um all die neuen Blätter herzustellen. Einige verschwanden wieder vom Markt. Mittlerweile gibt es 329 Zeitungen, davon 79 Tageszeitungen. 39 davon erscheinen in französischer Sprache, 41 auf Arabisch.
Anfang der Neunziger Jahre blickten die Journalisten der Nachbarländer staunend auf ihre freien Kollegen in Algerien. Doch deren paradiesische Arbeitsbedingungen endeten 1992 nach den Wahlen. Diese wurden nach dem ersten Wahlgang gestoppt, da ein Sieg der islamistischen FIS drohte. Das Militär rief den Ausnahmezustand aus, der übrigens bis heute gilt und setzte 1992 den Mitbegründer der Befreiungsbewegung FLN Mohamed Boudiaf als Präsidenten ein. Wenige Monate später wurde er ausgerechnet durch einen seiner Bewacher, einen Eliteoffizier, ermordet. Mit dem konservativen Nachfolger Ali Kafi endet der Demokratisierungsprozess vorerst. Nur eine Zelle des Verteidigungsministeriums war berechtigt, die Presse zu informieren. Die Journalisten bekamen erneut viele Beschränkungen für ihre Berichterstattung auferlegt, die mit dem Ausnahmezustand begründet wurden.
Nach dem Beginn der Attentate Mitte der Neunziger Jahre gerieten die Journalisten zwischen die Fronten von Militär und Islamisten, viele starben durch Anschläge. Auch der Amtsantritt von Abdelaziz Bouteflika brachte kein Ende des Ausnahmezustands. Mittlerweile erhalten die Zeitungen zwar Werbeeinnahmen und nicht nur Staatsgelder, doch die meisten Anzeigen schalten Staatsunternehmen. Die wirtschaftliche Abnabelung hat somit kaum mehr Unabhängigkeit gebracht. Der aktuelle Präsident hatte die Politik der nationalen Versöhnung ausgerufen. Journalisten und Medien, die das in Frage stellen, müssen mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. An der Zeitung Le Matin hatte Bouteflika ein Exempel statuieren lassen. 2004 wurde der Direktor wegen angeblicher Steuerschulden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Mittlerweile hat die Redaktion die Zeitung im Internet neu gegründet. "Nach dieser Schließung haben alle anderen Medien ihre Position überdacht. Heute sind sie zu einer Art Selbstzensur übergegangen, man kann das als eingebetteten Journalismus im eigenen Land beschreiben", sagt Hakim Amara. Die Sicherheit im Land und die Jahre des Terrors sind Tabuthemen, zu denen höchstens zwischen den Zeilen zu lesen ist. Auch die Opposition ist weitgehend verstummt. Eine aktivere Rolle der Medien wäre wichtig für den Demokratisierungsprozess. Denn diese sind in Algerien, wo die Gewaltentrennung bislang kaum funktioniert, nicht die vierte, sondern die zweite Gewalt.
Interessanter Link aus der Welt:

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Grand Paris - Vive la gigantomanie

Das Silicon Valley soll in einigen Jahren ganz blass erscheinen, wenn der neueste Entwicklungsplan aus dem Palais d´Élysée Realität wird. Derzeit debattieren die Parlamentarier der Nationalversammlung die Pläne für "Grand Paris". Rund um die Stadt sollen Wolkenkratzer in neun spezialisierten Wirtschaftsstandorten aus dem Boden schießen. So soll ein Zentrum für Elektromobilität entstehen, ein Biotechnologiestandort, einer für nachhaltige Stadtentwicklung. Das Geschäftsviertel La Défense soll zum internationalen Finanzzentrum aufpoliert werden. Um die neuen Boomstandorte, an denen eine Million Stellen entstehen sollen, miteinander zu verbinden, ist eine Ringbahn in Vorbereitung. Sie soll nach Aussage des Chefplaners Christian Blanc das "Nervensystem" von Grand Paris werden. 21 Milliarden Euro lässt sich der französische Staat das Vorhaben kosten, das bis 2025 fertiggestellt werden soll. Für den Präsidenten Nicolas Sarkozy ist dies eine Art Vermächtnis an die Nachwelt. Auch seine Vorgänger haben sich ihre Denkmäler gesetzt, so schuf Francois Mittérand die Bibliotheque Nationale und die Pyramide im Louvre, Jacques Chirac ließ das großartige Völkerkundemuseum am Quay Branly erbauen. Bei Sarkozy setzt sich die Gigantomanie auch bei seinem Denkmal fort.
Ökonomen und Stadtentwickler warnen vor der Verwirklichung der Pläne. So würde die Schaffung der Cluster weitere tote Bürostädte hervorbringen, die von vielen Unternehmen gar nicht attraktiv sind. So zogen die Designer von Renault beispielsweise ins Bastille-Viertel im Zentrum, um sich von der lebendigen Innenstadt inspirieren zu lassen. Diese Entwicklungen dürften außerdem zu mehr Zentralismus und weiteren Bodenspekulationen führen. Schon heute werden Nicht-Millionäre praktisch aus der Stadt verdrängt, da der Wohnraum für sie unerschwinglich geworden ist. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, müssten die Menschen immer längere Wege zu ihren Arbeitsplätzen in Kauf nehmen. Fraglich ist außerdem, ob die ohnehin ungesunde Konzentration im Großraum Paris weiter verstärkt werden sollte oder eine stärkere Regionalisierung sinnvoller wäre?