Freitag, 22. Januar 2010

Der Unglücksbote für Haiti

Kaum ein Land wurde jemals so durch die Naturgewalt verwüstet wie jetzt Haiti. Doch das Erdbeben ist nicht das erste Unglück, das die Bevölkerung des Landes heimsuchte. Genau genommen war Christoph Kolumbus, der die Insel 1492 entdeckte, der Unglücksbote. In der Folge wurde die "Perle der Karibik" kolonialisiert und die Ureinwohner komplett ausgerottet. Im 17. Jahrhundert brachten die Kolonialmächte Spanien und Frankreich afrikanische Sklaven als Arbeitskräfte auf die Zuckerrohrplantagen.
In einem sehr lesenswerten Artikel beschreibt Toni Keppeler in der Taz, wie Haiti zu einem der ärmsten Länder der Welt wurde. Nach dem Sklavenaufstand 1791 liess sich die Republik auf einen Vergleich mit Frankreich ein, der das Land vollends wirtschaftlich ruinierte. So sollten ehemalige Plantagenbesitzer mit einer Summe von 150 Millionen Gold-Francs abgefunden werden. Von 1825 bis 1947 wurden umgerechnet 22 Mrd. Dollar an Frankreich überwiesen. Das trieb das Land in den Ruin, eine Reihe von Diktatoren plünderten die Staatskassen noch zusätzlich aus. Ironischerweise will nun ausgerechnet der korrupte Ex-Diktator Jean-Claude Duvalier Geld an die Erdbebenopfer überweisen, dessen Clan die Bevölkerung mit Privatmilizen terrorisiert hatte. Sein auf 900 Millionen Dollar geschätztes Vermögen soll er allerdings größtenteils verschwendet haben, nur ein kleiner Teil wurde auf Schweizer Konten eingefroren und nach Haiti überwiesen. Auch dieser Diktator wurde in Frankreich mit offenen Armen empfangen, allerdings lebt er bescheiden in einem Arbeiterviertel und hat keinen Zugang mehr zu seinen Konten.
Neben der Hilfskampagne für das Land wird derzeit auch ein Marshallplan erwogen, mit dem Haiti nach den Rettungsaktionen nachhaltig geholfen werden soll. Sicherlich eine sinnvolle Idee, wenn daraus nicht neue Abhängigkeiten entstehen. Derzeit benötigen viele Hilfsorganisationen noch Spenden, um Verletzte zu behandeln, Überlebende mit Lebensmitteln zu versorgen und die Häuser wieder aufzubauen. Wer nach der richtigen Organisation sucht, der er eine Spende überweisen möchte, sollte sich die Empfehlungen der DZI ansehen. Die deutsche Organisation vergibt ihr Siegel an professionelle Organsationen, deren Verwaltungskosten sich im Rahmen bewegen und die den Verbleib der Gelder korrekt nachweisen.

3 Kommentare:

  1. Das ist eine sehr traurige Geschichte. Dabei hat das Land, neben seiner Schönheit eine reiches, sehr eigenes kulturelles Erbe. Ich hoffe sehr, dass es auch für diesen Teil der Insel eine bessere Zukunft gibt!

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  2. Ja, das kann man nur hoffen und muss auch den Helfern (ich meine nicht die NGO´s!!!) auf die Finger sehen. Neben der Kolonialmacht Frankreich haben auch die USA jahrelang die Diktatoren unterstützt und zum Scheitern des Staates beigetragen. Nun haben sie praktisch das Kommando übernommen - das wirft auch Fragen auf.

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  3. Das ist wahr. Und es ist schon sehr merkwürdig, wenn die NGO's kaum den Flughafen nutzen können, weil die ach so hilfsbereiten Amerikaner und andere den ganz für sich beanspruchen. Da bekommt Hilfe eine sehr unangenehmen Beigeschmack. Man fragt sich, was auf dem Rücken der Leidenden da erkauft werden soll. Ich empfinde das schlicht als widerlich ...
    Und ich hoffe sehr, dass es viele, viele gut ausgebildete und befähigte Helfer mit dem Herzen am rechten Fleck für die Menschen vor Ort gibt.

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