Donnerstag, 4. März 2010

Historisches Epos Henri IV - Kurzkritik

Es wirkt so, als habe der Regisseur Jo Baier nach einem Rezept gesucht, um alle Zielgruppen zufrieden zu stellen. Man nehme ausgiebige Kampfszenen, viel Liebesgeflüster mit nachfolgenden Sexszenen und historisches Dekor, besetze die Hauptpersonen mit deutschen und französischen Berühmtheiten. Acht Jahre lang arbeitete die Mannschaft an dem Epos, das 20 Millionen Euro gekostet hat.
Das Ergebnis fand ich eher enttäuschend. 150 Minuten dauert der Film und hat die eine oder andere Länge.
Das Drehbuch hat Jo Baier nach dem Roman von Heinrich Mann verfasst und klebt bedauerlicherweise an der chronologischen Fassung. Die ist sicher geeignet, kleine Gedächtnislücken aus dem Geschichtsunterricht zu schließen. Besser hätte mir ein anderer Blickwinkel gefallen, ein größerer Spannungsbogen und eine überraschende Wendung. Allein der Werdegang von Henri von Navarra bis zu seinem Tod durch einen Attentäter ist schließlich in jedem Geschichtsbuch nachzulesen, den zum roten Faden der Geschichte zu machen, erscheint etwas einfallslos.
Historiker streiten beispielsweise darüber, ob die Gattin Marie de Medici die alleinige Auftraggeberin für den Mord an Henri IV war. Möglicherweise hätte das einen Ansatzpunkt gegeben. Neben der etwas misslungenen Konstruktion fand ich die langwierigen Kampfszenen der verschiedenen Schlachten geradezu ärgerlich. Gut gelöst war die Darstellung der Bartholomäusnacht, in einer Szene kommt das Blut zur Tür hineingelaufen.
Etwas kurz wurden die Überzeugungen und Handlungen des Humanisten Henri IV ausgeleuchtet. Die Unterzeichnung des Ediktes von Nantes wurde gezeigt, das hätte man ein wenig ausbauen können.
Von den Schauspielern haben vor allem Ulrich Noethen als Karl IX. , Arnelle Deutsch als Margot überzeugt. Julien Boisselier mimte als Henri IV immerhin den Verführer glaubwürdig. Sehr viel Mühe haben die Filmemacher auf die Kostüme und die Räumlichkeiten verwandt. Das mittelalterliche Paris mit seinen engen Gassen, die unwirtliche Wohnung im Louvre wirkten authentisch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen