Freitag, 20. November 2009

Tizian, Rembrandt, Ensor - drei wunderbare Gemälde-Ausstellungen in Paris


Sie bekämpften sich mit dem Pinsel. Wenn es aber um Großaufträge ging, arbeiteten sie mit Zuträgern, Bestechungen und sogar Spionage. "Tizian, Tintoretto, Veronese. Rivalitäten in Venedig" heißt eine empfehlenswerte aktuelle Ausstellung im Louvre, die noch bis zum 4. Januar den Wettstreit der drei berühmten venezianischen Maler im 16. Jahrhundert illustriert. 85 Gemälde aus Museen in aller Welt sind in Paris versammelt. Highlights der Ausstellung sind unter anderem die Werke Susanna im Bade" von Tintoretto, Tizians Porträt von Ranuccio Farnese und das von Veronese angefertigte Porträt des Bildhauers Alessandro Vittoria aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art. Unter den Porträts befindet sich auch das Bildnis des Dogen Francesco Venier von Tizian.
1533 wurde Tizian Hofmaler Kaiser Karls V., 1545 war er für den Papst in Rom tätig, und in seiner Spätzeit stand er im Dienste Philipps II. Mit seinen idealisierten und doch erstaunlich lebensnahen Porträts von Dogen und Patriziern der Republik Venedig setzte er neue Maßstäbe in der Malerei. Sie inspirierten die nachfolgenden Malergenerationen, auch Tintoretto und Veronese, wie man anhand der Frauenbilder, Bibelszenen und Darstellungen der Mythologie gut nachvollziehen kann.
Tintoretto (1518-1594), der fast 30 Jahre später geboren wurde als der berühmte Tizian (1487-1576) und zehn Jahre früher als Veronese (1528-1588) beherrscht das Malen von Perspektiven und extremer Raumtiefe. Veronese war für seine dekorativen Kompositionen bekannt. Bei beiden lässt sich die Nähe zum Vorbild Tizian ablesen.
Die Kuratoren der Ausstellung beschreiben auch den Wettlauf der drei Künstler um Großaufträge. Um die Malerei in der Scuola Grande di San Rocco gestalten zu können, besorgt sich Tintoretto im Voraus die Ausschreibungsunterlagen, um das beste Angebot abgeben zu können. Tizian arbeitete am Hof und bei Sammlern und Kunstkritikern gegen ihn und protegierte Véronèse. Tintoretto reagierte mit Dumping-Preisen, um dennoch ins Geschäft zu kommen.
Zwei weitere empfehlenswerte Ausstellungen sind derzeit in der französischen Hauptstadt zu sehen: in der Pinakotek (place de la Madeleine) ist das "Goldene Zeitalter der Niederlande" in Bildern von Rembrandt bis Vermeer zu besichtigen (bis zum 7.Februar).
Dem größten belgischen Maler des vergangenen Jahrhunderts, James Ensor widmet das Musée d´Orsay eine Ausstellung. Ensor lebte von 1860 bis 1949 in Oostende, wo heute noch sein Wohnhaus und Werke zu besichtigen sind. Lange erfuhr der grandiose Maler ausgerechnet in seiner Heimat nur wenig Wertschätzung. Er war seiner Zeit weit voraus. Als in Paris die Impressionisten lieblich tüpfelten, wagte er bereits schreiende Farben und expressive Formen. In seinen Werken schuf er ein bizarres Universum von Totenmasken und Skeletten, mit denen er seine Kritik an herrschenden Verhältnissen formulierte. Absolut sehenswert!!!

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