Donnerstag, 5. November 2009

Die Sprache von Tokio Hotel

Goethes Sprache ist in Frankreich wieder auf dem Vormarsch, berichtet Libération. Jahrelang sanken die Zahlen der Schüler in der Oberstufe, die den richtigen Gebrauch von "der, die oder das" lernen wollten, rapide. Nun vermeldete der Bildungsminister Luc Châtel erstmalig wieder einen kleinen Zuwachs.
 823 277 Schüler haben sich in diesem Schuljahr entschieden, Deutsch zu lernen. Das sind 15,4 Prozent aller Sekundarschüler - immerhin 0,2 Prozent mehr als 2006. Vor allem in diesem Jahr stieg die Zahl der neuen Deutschlerner stark an - so meldeten sich 90567 Schüler an, 2003 waren es nur 73763. Mittlerweile werden verzweifelt Deutschlehrer gesucht.
Lange galt das Deutsche im Frankreich als besonders schwierig, obwohl die französische Sprache eigentlich wegen der zahlreichen Ausnahmen und der Abweichungen der Phonetik von der Schriftsprache viel schwerer ist. Doch vor allem aus wirtschaftlichen Gründen hat nach Analyse des Figaro nun ein Umdenken eingesetzt. Immerhin haben rund 3000 deutsche Unternehmen ihren Sitz in Frankreich. Vor allem damit warb das Ministerium in den vergangenen Jahren. Doch all die Broschüren dürften weit weniger Erfolg bei der Zielgruppe gehabt haben, als die Sondersbotschafter aus Magdeburg. Wenn Tokio Hotel auftritt, herrscht genauso eine Massenhysterie wie in der Heimat der Gruppe. Auch die Filme "Das Leben der Anderen" und "Good Bye Lenin" waren in Frankreich Kassenschlager und haben laut Le Figaro dazu beigetragen, das Image der Sprache zu verbessern. Helmut Fritz (siehe mein Artikel) findet die Sprache sogar so hipp, dass er darum seine Kunstfigur kreiert hat. Doch noch haben die frankophilen Deutschen die Nase vorn. Der Anteil der Schüler, die Französisch lernen, liegt in der Oberstufe bei 20 Prozent.

2 Kommentare:

  1. Tja, wer ist schon Goethe, wenn Tokio Hotel auftritt?
    Insgesamt ist es sehr erfreulichen, dass es in den Ländern ehemaliger "Erzfeinde" nun einen echten Wunsch zueinander zu kommen gibt.

    AntwortenLöschen
  2. Naja, zu Goethes Zeiten hätten die Damen vielleicht ja auch gekreischt...wenn es denn die Etikette nicht verboten hätte. Der Hofrat hatte ja auch seine Fans. Aber in jedem Fall führt die Sprache zu mehr Verständigung.

    AntwortenLöschen