Donnerstag, 25. Februar 2010

Florence Aubenas - die französische Wallraff

Die Auslandskorrespondentin Florence Aubenas ist auch in Deutschland nicht unbekannt, denn sie wurde mehrere Monate lang als Geisel im Irak festgehalten. Nach ihrer Rückkehr war sie nun als französische "Wallraff" unterwegs. Unter ihrem richtigen Namen, mit gefärbten Haaren und Brille verdingte sie sich in Caen als Putzfrau. In ihrem Buch "Le Quai de Quistreham" beschreibt sie ihre Erfahrungen "ganz unten". Wie sie robbend die Toiletten auf der Fähre nach England reinigt, jede in gerade einmal drei Minuten, um die Arbeit während der kurzen Überfahrt zu schaffen. Diese ekelerregende Arbeit ist Frauen vorbehalten. "Innerhalb einer Viertelstunde sind meine Knie auf das doppelte angeschwollen, ich spüre Ameisen im Arm", schreibt sie über die Arbeit, die einzige, die es für eine Frau in den Vierzigern ohne Qualifikation gab. Aufschlussreich sind auch die Erlebnisse im Arbeitsamt, wo die Berater denjenigen, die jede Arbeit annehmen müssen ganz offen ihre Verachtung und ihren Zynismus spüren lassen. Doch auch unter den Angestellten gibt es eine Hierarchie, bei der die Putzfrauen ganz unten stehen. Ganz zufällig lässt der Kollege die Kaffeetasse fallen, trampelt über frischgereinigte Flure. All das für einen Lohn von weniger als 700 Euro im Monat. Die Journalistin ist mittlerweile in ihren wirklichen Beruf zurück gekehrt und hat ein packendes Reportagebuch über das Leben des französischen Prekariats verfasst.

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