Sie marschierten am frühen Morgen auf. 500 Sicherheitspolizisten umstellten den sogenannten Dschungel, ein Flüchtlingslager bei Calais, kreisten die Bewohner um ein Feuer ein, schleppten sie aus ihren Hütten. 278 Menschen lebten zuletzt in den notdürftig zusammengezimmerten Hütten und warteten auf eine Gelegenheit, nach Großbritannien auszureisen. Immer wieder versuchen die Flüchtlinge, sich auf einen Lastwagen, auf eine Fähre zu schmuggeln oder durch den Eurotunnel zu laufen.
Die Bewohner des Dschungel haben schon abenteuerliche Fluchten aus Afghanistan, Pakistan oder dem Irak hinter sich, fast die Hälfte sind Kinder oder Jugendliche. Sie werden nun in Heime überstellt, die Erwachsenen festgenommen. Auch die 30 Unterstützer, die eine Menschenkette bildeten, konnten das nicht verhindern. Die Flüchtlinge können zwar Asylanträge stellen. In den meisten Fällen werden sie jedoch auf das EU-Land verwiesen, in das sie zuerst eingereist sind. Auch eine "Beihilfe zur freiwilligen Rückkehr in ihr Land" bietet ihnen die Verwaltung von Calais an.
Der Einwanderungsminister Eric Besson begründete die Räumung mit dem "Vorgehen gegen Schlepperbanden" und dem "Kampf gegen die Kriminalität". Die Menschenrechtsgruppen kritisieren allerdings, dass die Flüchtlinge jetzt noch stärker auf die Dienste von Schleppern angewiesen sind. Die Zerstörung des Lagers verlagere das Problem nur. Entstanden war der Dschungel nach der Zerstörung des offiziellen Durchgangslagers Sangatte 2002 auf Anweisung von Nicolas Sarkozy, der damals Innenminister war. So wie damals rückten jetzt im Dschungel die Bulldozer an und machten die Behausungen dem Erdboden gleich, so als sei das Problem dadurch zu lösen.
Fernsehbericht über die Festnahme
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