Dienstag, 6. Oktober 2009

Die Rückkehr des Meeres am Mont Saint Michel

Wie eine Fata Morgana ragt der sagenumwobene Berg aus dem Wattenmeer empor. Der Mont Saint Michel vor der normannischen Küste ist die berühmteste Sehenswürdigkeit Frankreichs, noch vor dem Eiffelturm. Doch der Straßendamm, der zur Unesco-Weltkulturerbestätte führt, hat in das Ökosystem der Bucht erheblich eingegriffen und ließ den Berg mehr und mehr versanden. Nur noch selten wird er heute vom Meer umtost, wie es die Sagen und viele Schriftsteller von einst beschreiben. Deshalb haben die Region und die benachbarten Kommunen beschlossen, die Bucht zu renaturieren. Vor zwei Wochen öffnete ein neuer Staudamm, der den Klosterberg in den kommenden Jahren freispülen soll und das Watt in Watt verwandeln. Bei Flut soll dieser Damm die Schleusen öffnen und das Meerwasser  bis in den Unterlauf des Flusses Couesnon fließen. Danach bleiben die Schleusen bis zur Ebbe geschlossen, um dann die Wassermassen in die Bucht tosen zu lassen. Sie sollen in den nächsten Jahren die angelagerten Sedimente wegspülen und dem Berg seine ursprüngliche Schönheit wiedergeben. Auch der Straßendamm und der Parkplatz verschwinden. Pferdefuhrwerke sollen künftig die Besucher zur Insel fahren.
Immerhin drei Millionen Touristen strömen jährlich zum "Wunder des Abendlandes".
Schon im Jahr 708 soll das erste Kirchlein auf dem Eiland gebaut worden sein. Eine Sturmflut hatte der Küste das kleine Erdzipfelchen entrissen und der dort regierende Erzbischhof von Avranches bekam nächtlichen Besuch vom Erzengel Michael, der sich dort eine Kirche wünschte. Er musste allerdings ein zweites Mal erscheinen und dem Bischhof einen glühenden Finger an den Schädel stoßen, um seinen Wunsch erfüllt zu sehen. Die heutige weit sichtbare Abteikirche entstand im 11. Jahrhundert, bis ins 18. Jahrhunder wurde das Ensemble aus Kirchen und Wohngebäuden zu seiner heutigen Form vervollständigt. Die Benediktiner siedelten auf der Insel ihr Kloster an, das bis zur révolution francaise dort bestand. Millionen von Pilgern wateten durch das Watt zur heiligen Stätte. Nach 1789 wurde das Eiland Staatsgefängnis und später für den Tourismus entdeckt.
Mittlerweile lebt wieder eine kleine Kostergemeinschaft der "Brüder und Schwestern von Jerusalem" auf der Insel neben rund 40 ständigen Einwohnern. Die Souvenirläden und Restaurants in den mittelalterlichen Straßen gehören drei Großfamilien, die an den Besucherströmen prächtig verdienen. Eine Alternative ist ein Besuch in der Klostergemeinschaft (Link ins Kloster), allerdings nur für Frühaufsteher, die um 6.30 zur Messe gehen und tagelang schweigen können.

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