Samstag, 3. Oktober 2009

Mit der Riesin durch die Stadt


In einem Liegestuhl schlummert die kleine Riesin vor sich hin, nur ihr Mund öffnet sich gelegentlich und man meint ein leichtes Schnarchen zu hören. Dann ein erstes Blinzeln, bevor sie schließlich geweckt wird. Sie zu bewegen, ist wesentlich schwieriger, als einen Airbus zum Abheben zu bringen. Der braucht schließlich nur einen einzigen Piloten. Für die kleine Riesin sind 20 Puppenspieler im Einsatz.


Eine Regisseurin gibt die Kommandos nach denen die Strippen an die verschiedenen  Körperteile angeschlossen: die Hüften, die Schultern, der Kopf, die Ellebogen, die Knie, die Knöchel, die Hände.
Kurz hintereinander verliest sie sämtliche Körperteile, mit schnellen und wohl schon vielfach geübten Griffen stecken die Puppenspieler nacheinander die Verbindungen an.


Ein wenig taumelig erhebt sich die Riesin, klimpert noch schläfrig mit den Augen und wird dann per Kran unter die Dusche gehoben. Es sieht wirklich menschlich aus, wie sie mit den Händen ganz gründlich die Haare wäscht.

Um diese Bewegungen zu vollführen, müssen die Puppenspieler springen, rennen, sich strecken und blitzschnell auf dem Gerüst hin- und herklettern. Zwei von ihnen tragen die Riesenschuhe, die sie zu fünft mit Söckchen an die Riesenfüße ziehen.

 


 Das Laufen verlangt eine enorme Koordination. Die Regisseurin ruft den Puppenspielern Fuß links, Fuß rechts und die Bewegungen der einzelnen Gliedmaßen in schneller Folge zu. Helfer gehen voran und versuchen, die Straße frei zu bekommen. Es geht vorbei an dem Geysir, der unter den Linden schlummert.

Eine kleine Gymnastikstunde steht auf dem Programm, mehrere kleine Ruhepausen. In der Friedrichstraße nimmt die Riesin auf einem Autodach Platz und wird eine längere Strecke gefahren. Dann darf sie Boot fahren. Danach gibt es einen Lutscher, den sie mit eigener Hand an den Mund führt. Fünf Puppenspieler ziehen an den Strippen, damit die Riesin greifen, den Lutscher zum Mund heben und daran lecken kann. Gleichzeitig atmet sie und zwinkert.
Ein Kran liftet sie einige Meter weiter auf ihr Schiff, das auf einem Tieflader befördert wird....und sie verschwand aus meinen Augen.

Nachmittags fand sie vor dem Brandenburger Tor ihren Onkel wieder und umarmte ihn. Gesehen habe ich es leider nur im Fernsehen. Wegen der Terrordrohungen war alles abgezäunt und als ich mit etwas Verspätung ankam, hörte ich nur die Ansage, dass "alle Kontrollstellen wegen Überfüllung geschlossen sind".

2 Kommentare:

  1. Ein wunderschönes Spektakel und ein wunderschönes Märchen!

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  2. Ja und vielleicht gibts ein Wiedersehen mit ihnen in Paris. Ich habe gehört, dass Sie da etwas planen...

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