Montag, 19. Oktober 2009

Ein Hauch von Monarchie

Sonnenkönig Sarkozy überschreibt die Süddeutsche ihren heutigen Kommentar über den französischen Präsidenten: Kommenar
Zwar habe Nicolas Sarkozy in den ersten zweieinhalb Jahren seiner Amtszeit viele Reformen eingeleitet, den EU-Reformvertrag wieder auf den Weg gebracht und die deutsch-französischen Beziehungen neu belebt. Doch die Kandidatur des völlig unerfahrenen Präsidentensohns als Chef der mächtigen Behörde Epad sei ein Zeichen von Realitätsverlust. Denn die Wahl des UMP-Kandidaten ist wegen der Stimmenmehrheit der UMP so gut wie sicher, der Posten gilt als Sprungbrett für das höchste Staatsamt.
Ein Hauch von Monarchie weht wieder durch den Elysée-Palast, so der Kommentator. Man erinnere sich an den Staatsstreich von Louis-Napoléon Bonaparte 1851. Der Neffe von Napoléon I. rief seine Vertrauten zusammen und präsentierte einen Ordner mit der Aufschrift "Rubicon", der die Befehle für den Staatsstreich erhielt. Er krönte sich zum Kaiser Napoléon III. und rief das II. Kaiserreich aus, das 1870 nach der verlorenen Schlacht von Sédan endete. Le Second empire. Er selbst geriet in Kriegsgefangenschaft, bevor er nach Großbritannien emigrierte und vergeblich neue Pläne für einen Staatsstreich schmiedete. Er war der (bislang) letzte Monarch Frankreichs.
Die Franzosen sind "Monarchisten und Königsmörder", hatte Sarkozy vor einigen Jahren gesagt. Daran sollte er sich gelegentlich erinnern.

2 Kommentare:

  1. Als Royalist habe ich selbstverständlich gegen den gegenwärtigen Bewohner des Elysée-Palasts große Einwände. Er hat sich in seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit durch nichts anderes als Aktionismus hervorgetan. Die inzwischen zurückgezogene Kandidatur von Monsieur le Dauphin (so ein Titelblatt des Wochenblatts "Le Point" vom März diesen Jahres) dürfte nicht das letzte Wort sein. Schon die Kandidatur des Juniors in Neuilly vor einem Jahr war skandalbesetzt und Jean Sarkozy ist so sehr von Ehrgeiz zerfressen wie es sein Vater war.

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  2. Lieber radikaler Royalist,
    die UMP sagt ja gerne, der junge Sarkozy sei politisch noch begabter als sein Vater. Nach diesem Debakel darf man das bezweifeln. Allerdings wird er sicher auf Posten gehoben, da sich die Parteifunktionäre nicht mit dem Präsidenten anlegen wollen.
    Wäre Ségolène eine gute Präsidentin geworden?

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